Big Data, Open Data & Co: So war die #D3Expedition

Expeditionen, Workshops und Meet-ups können gerade nicht stattfinden – zumindest in analoger Form. Kein Problem: Grund für uns, euch virtuell auf eine der wohl letzten Veranstaltungen in der Vor-Corona-Zeit mitzunehmen: Die D3-Datenexpedition in Berlin.

Teilnehmer der Expedition sitzen vor dem Schriftzug "Inspiration" und halten ihre Smartphones in die Kamera.

Gemeinsam mit rund 15 Teilnehmenden aus ganz Deutschland haben wir am 12. und 13. März Orte und Menschen aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft besucht, die mit Daten arbeiten oder zu Daten forschen.

Bei der D3-Datenexpedition waren wir an vielen Stellen die letzte Gruppe, die für lange Zeit zu Gast war: Drei Tage nach der Expedition kamen in ganz Deutschland massive, coronabedingte Kontakt-Einschränkungen zum Tragen.

Gerade am Beispiel der Corona-App-Diskussionen zeigt sich: Die Auseinandersetzung mit Daten und das Einnehmen von datenethischen Perspektiven ist nicht nur für Expert:innen, sondern uns alle relevant. Das, was wir auf der Expedition gelernt haben, möchten wir deswegen mit euch teilen. Mit dem Feeling, live dabei zu sein…

D3 auf Klassenfahrt – Reist mit uns durch die Zeit

Wisst ihr noch, wie das ist, wenn man morgens zu einer Veranstaltung kommt, sich ein wenig schüchtern Kaffee eingießt und die Runde mustert, ob nicht doch ein bekanntes Gesicht dabei ist? So geht es mir.

Es ist Donnerstagmorgen, 12. März, 11 Uhr. Ich betrete das CityLAB Berlin. Ein seltsames Gebäude am Platz der Luftbrücke. Innen atmet einerseits alles dunkel getäfelten Alt-Westberliner Verwaltungscharme – aber an den Wänden finden sich Hinweise auf Tech-Veranstaltungen, Meet-ups und Lesungen. Im ausgeschilderten Raum sitzen schon ein knappes Dutzend Menschen und schauen sich neugierig um. Wir alle sind Teilnehmende der D3-Datenexpedition. Von Anfang 20 bis Ende 60 und aus der ganzen Bundesrepublik, mit ganz verschiedenen Erfahrungen in Beruf und Engagement.

An meinem Tisch sitzen Uwe und Lisa. Hallo, hallo, gegenseitiges Begrüßen – und wieso seid ihr hier? Uwe ist Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in Sachsen-Anhalt und erhofft sich von der Expedition Impulse für die digitale Engagementförderung. Lisa freut sich insbesondere auf den Vernetzungsaspekt – sie kommt aus Köln und arbeitet bei der Führungsakademie des Deutsch-Olympischen Sportbunds (DOSB).

Aber genug des Smalltalks, jetzt geht’s los! Was uns erwartet, präsentieren Katarina und Sebastian aus dem Team von D3 – so geht digital: Von Donnerstagmorgen bis Freitagabend werden wir quer durch Berlin an verschiedene Orte reisen und mit Datenexpert:innen aus verschiedensten Sektoren sprechen. Ambitioniert, denke ich, wie wollen die so viel Inhalt, Vorträge und Diskussionen denn in zwei Tagen unterbringen? Und, wären Wanderschuhe und Anti-Blasen-Pflaster nicht doch die bessere Wahl gewesen?

Schnell zeigt sich: Obwohl alle Teilnehmer:innen einen gemeinnützigen Hintergrund haben, ist die Gruppe in ihren Teilnahmemotivationen ganz unterschiedlich: Während Medienreferent Uli aus Gerlingen von der Expedition Anregungen zur digitalen Vernetzung von Engagierten mitnehmen möchte, ist Johannah, die eine Kommunikationsagentur in Heidelberg leitet und sich kommunalpolitisch engagiert, stärker an den „großen“ Digitalisierungs- und Datenfragen interessiert. Während Rebekka, die in einem Berliner Inklusionsbetrieb arbeitet, herausfinden möchte, wie digitale Barrieren abgebaut werden können, liegt Clara, die bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung für Wissensmanagement und Digitalisierung zuständig ist, insbesondere das Thema Digitalisierungsstrategien am Herzen.

Was uns jedoch alle eint: Die Lust auf Austausch, Kennerlernen und Vernetzung – und das Interesse an den Expeditions-Stationen der nächsten zwei Tage.

Citylab Berlin: Mit OpenData Lösungen für das Berlin der Zukunft finden

Apropos Stationen: Der inhaltliche Teil startet… jetzt mit dem ersten Programmpunkt. Tory forscht im CityLAB zu Open Data und führt uns durch die hauseigene Ausstellung “Stadt von Morgen”. Hier werden digitale und datengestützte Lösungen und Perspektiven auf die Gestaltung und das Leben im Berlin der Zukunft gezeigt. Alle Beobachtungen basieren auf offen-zugänglichen Datensätzen. Lange stehen wir vor einer flirrenden Karte. Sie zeigt die Bewegungen von Leihfahrrädern mehrerer Anbieter in Berlin. Spannend für Stadtplanungen in Sachen Mobilität!

Logo des CityLAB Berlins

Mehr Teilhabe und Agilität bei der Entwicklung der digitalen Stadt: Im CityLab Berlin kommen Stadtgesellschaft, Verwaltung und Forschung zusammen, um Projekte zur Digitalisierung Berlins gemeinsam zu konzipieren und umzusetzen. Ziel ist die Erprobung agiler Methoden für die öffentliche Verwaltung und die Entwicklung bedarfsgerechter Smart City-Lösungen für und mit den Bürgerinnen Berlins.

Außerdem dabei: Berlin in der interaktiven VR-Ansicht, ein Verwaltungs-Chatbot, eine Open Data-Cam, die den Verkehr analysiert und algorithmische Stadtvisionen – jeden Tag wird hier auf Basis eines lernenden Algorithmus ein neuer Stadtplan entworfen. Was Open Data ist, wusste ich davor zwar auch schon, die Ausstellung hat mir aber spannende Impulse mit Praxisbezug zum Weiterdenken gegeben.

Beim Mittagessen (veganes Curry mit Salat. Mhhmmm!) zirkulieren dann auch die Ausstellungs-Eindrücke im Raum. Besonders eines der digitalen Exponat hat es uns als (eigentlich nicht-computerspielaffiner) Gruppe angetan: Berlin als Minecraft-Modell!

Datennutzung in sozialen Organisationen – ein Workshop mit CorrelAid

Gestärkt geht es in den praktischen Teil. Lisa von CorrelAid beleuchtet, wie soziale Organisationen von der Auswertung der eigenen und der Nutzung offener Daten profitieren können, welche Datenquellen es gibt, wie wir Daten visualisieren und auf welche Schritte wir in der Auswertung achten sollten. „Data for Good“ ist hier das Stichwort.

Der Gedanke hinter CorrelAid: Die Zivilgesellschaft kann und sollte sich Big Data und moderne Datenanalyseverfahren zunutze machen. Oft mangelt es aber an KnowHow. CorrelAid ist ein Netzwerk engagierter Datenanalyst:innen, die ihre Fähigkeiten ehrenamtlich einsetzen und sozialen Organisationen bei der Datenanalyse helfen.

„Daten sind Macht, wenn man weiß, was man damit macht“, fasst Stefan, der abseits der Expedition bei der Europainitiative BETA arbeitet, zusammen. Das gilt auch für die Zivilgesellschaft. Zwar zeigt sich: Manche der Expeditions-Teilnehmer:innen nutzen in ihrer Arbeit bereits Daten, um die eigene soziale Wirksamkeit zu steigern – andere jedoch überhaupt nicht.

Was ich besonders schön finde: Durch das Arbeiten in Kleingruppen schauen wir „hinter die Kulissen“ der unterschiedlichen Organisationen und beraten uns gegenseitig. So haben Cornelia von Neuland21, Josef, der als Werkstudent bei Microsoft arbeitet und Jochen, der die Alzheimer-Angehörigen-Initiative leitet, unterschiedliche Perspektiven auf Datenpotentiale, können ihre verschiedenen Erfahrungen und Sichtweisen aber super ergänzen. Und davon lerne auch ich etwas!

Der Workshop dauert eineinhalb Stunden – das ist fast zu wenig um die geballte Daten-Erfahrung von Lisa zu nutzen. Kein Problem: Auf die ehrenamtliche Unterstützung für NPOs durch die Datascientists von CorrelAid können wir ja schließlich auch noch im Nachgang zugreifen – und ihr auch! Meldet euch einfach bei CorrelAid.

Schnell noch einen Kaffee trinken – so viel Input macht müde – und schon geht es weiter. Mit der U8 bis Hallesches Tor und dann noch ein paar Stationen Bus fahren, schon stehen wir in einer anderen Welt – ein topmodernes Bürogebäude mitten am Potsdamer Platz. Hier arbeiten die Digital-Expert:innen der Stiftung Neue Verantwortung (SNV).

Station 2: Die Stiftung Neue Verantwortung

D3-Expeditionsteilnehmer;:innen sitzen im Stuhlkreis und hören Aline Blankertz zu

Im fünften Stock begrüßt uns Aline Blankertz. Aline ist Projektleiterin im Cluster Datenökonomie und betrachtet, wie die größere Wichtigkeit von und Fülle an Daten, die Art wie wir wirtschaften, verändert. Dabei stellt sie Fragen, wie “Können uns Daten helfen, unsere Wirtschaft und Gesellschaft effizienter zu gestalten? Ist Big Data nur gefährlich oder liegt nicht auch großes Potential in der “richtigen” Nutzung von Daten? Wenn soziale Netzwerke Informationen über mich speichern, sind das dann meine Daten – oder eher Daten über mich? Wie können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass wir den Überblick über Daten, die uns als Individuen betreffen, nicht verlieren?” Fragen, die wir als Gruppe, mitunter auch kontrovers, diskutieren.

Die SNV heißt eigentlich Stiftung Neue Verantwortung und ist ein Think Tank für die Gesellschaft im Digitalen Wandel. Hier wird unabhängig und aus zivilgesellschaftlicher Perspektive zu Algorithmen, Cyber-Sicherheitspolitik, digitaler (Des-)Information, zum Arbeitsmarkt der Zukunft und noch vielen anderen relevanten Phänomenen des digitalen Zeitalters geforscht.

Der/die Einzelne verliert leicht den Überblick über personenbezogene Daten und hat auch oft nicht das Wissen, um einordnen zu können, was der richtige (Privatsphären-)Umgang in Bezug auf Daten ist. Ein interessantes Konzept, das Aline in diesem Kontext skizziert, sind Datentreuhänder. Die Idee dahinter: Wäre nicht eine Institution, die ich damit beauftragen kann, auf meine Daten aufzupassen, eine gute Idee? Diese könnte meine Interessen gegenüber datensammelnden Akteuren und der Politik vertreten und (Wissens)Kompetenzen innehaben, die ich als Verbraucher:in kaum habe. Hört sich erstmal gut an. Aber wer sollte diese Institution sein? Der Staat? Hmm, kompliziert. Ein privates Wirtschaftsunternehmen? Auch schwierig. Eine Art Genossenschaft? Schon besser – aber es bleibt kompliziert.

Sicher ist: Ich habe einiges an Nachdenk-Material – und jetzt Gottseidank auch eine zweistündige Verschnaufpause, bevor es mit dem nächsten Programmpunkt weiter geht: irgendetwas mit Community-Meetup-Event – ich bin gespannt. Also, ab mit den anderen ins Hotel, Sachen ablegen, erstmal durchschnaufen und frisch machen. Gibt’s hier irgendwo ’nen Kaffee?

Station 3: D3-Community-Meet-up in der Digital Eatery von Microsoft Berlin

Mit aufgeladenen Akkus überqueren wir die Spree und laufen bei Sonnenuntergang durch das Regierungsviertel in Berlin-Mitte. Ich unterhalte mich mit Paul und Jens – beide engagieren sich bei Sukuma Arts in Dresden für nachhaltige Lebensstile und nehmen an der Expedition teil, um Inspiration zu erhalten, wie sie die Arbeitsweise in ihrem Verein weiter digitalisieren können. Jens kennt sich richtig gut mit IT-Sicherheit und Datenschutzfragen aus. Vielleicht wende ich mich in Zukunft an ihn, wenn wir bei uns in der Organisation (mal wieder) DSGVO-Fragen haben.

Gute Laune: Nora stellt die openTransfer Akademie vor (Foto: Jörg Farys)

Unser Ziel: Die Digital Eatery von Microsoft Berlin. Ein Restaurant und Treffpunkt, an dem sich Kulinarisches und Technologisches begegnen. Hier steht heute Abend das monatlich stattfindende D3-Meetup auf dem Programm. Mittlerweile verstehe ich auch, was sich dahinter verbirgt: Wir treffen uns mit der Berliner-D3-Community in entspannter Atmosphäre, tauschen uns aus und erhalten zwei interessante Projekteinblicke. Zum Thema des Abends “Unterstützungsformate im Digitalen Wandel” stellen sich die openTransfer Akademie und Die Verantwortlichen #digital vor – Pizza, Softdrinks, Bier und Schnack inklusive.

Die openTransfer Akademie ist eine Weiterbildungsplattform für soziale Organisationen. Expert:innen aus dem sozialen Sektor teilen hier ihr Wissen zu verschiedensten Themenbereichen: Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, digitales Zusammenarbeiten. Das Besondere: Nicht in analogen Workshops, sondern kostenlosen Webinaren für die man sich online anmelden kann. 

Die Verantwortlichen #digital, als zweites Projekt des Abends, ist ein Projekt der Akademie für Ehrenamtlichkeit und unterstützt zivilgesellschaftliche Organisationen in der Entwicklung und Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategien. Vom September bis Mitte Oktober 2020 könnt ihr euch als “Stipendiat:innen” für die zweite Projektrunde bewerben.

Bis zehn Uhr sitzen wir “Unter den Linden” zusammen, tauschen uns über die Eindrücke des Tages, die Erwartungen an Morgen, Berufliches und Privates aus, dann ziehen sich alle ins (Hotel)Bett zurück. Denn am nächsten Tag geht’s früh weiter…

Station 4: Zu Gast bei DsiN e.V. – mit dem Bundesinnenministerium

… und zwar um 8:30 Uhr bei Deutschland sicher im Netz an der Friedrichstrasse. Hier geht’s jedoch nicht um die Inhalte des Vereins, sondern um die Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung. Neben unserer (wieder ausgeruhten) Expeditionsgruppe gibt’s nämlich noch einen zusätzlichen Gast. André Riemer, der als Referent im Bundesministerium für Inneres arbeitet, das die Verwaltungsdigitalisierung auf Bundesebene in Deutschland verantwortet.

Der Hintergrund: Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, bis Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten. Leichter gesagt als getan. Denn neben Fragen der datenschutzkonformen Ausführung geht es hierbei auch um Akzeptanz. So lernen wir, dass viele Verwaltungsleistungen zwar bereits digital verfügbar sind, von Bürger:innen und Unternehmen oft aber kaum genutzt werden.

Was nicht nur mich erstaunt: Im weiteren Gespräch erfahren wir, dass auch zivilgesellschaftliche OpenSource-Anwendungen von unserer Verwaltung immer öfter und bewusst genutzt werden!

Was mich freut: Auch mal hinter die (digitalen) Mauern des Staates schauen zu können – eine Perspektive, die das träge Bild, dass viele Bürger:innen von unserer Verwaltung haben, korrigiert und bereichert.

Station 5: Wikimedia Deutschland – Lobbyismus für Freies Wissen

Wenn man über Daten redet, kommt man nicht an der prominentesten und wohl meistgenutzten Wissensdatenbank vorbei: Wikipedia. Die Online-Enzyklopädie wird von der US-amerikanischen Wikimedia Foundation betrieben. Der deutsche Tochterverein heißt Wikimedia Deutschland und residiert 300 Meter vom ehemaligen Wohnhaus Rio Reiser’s und seiner Band Ton Steine Scherben am Landwehrkanal. Und da geht’s für uns jetzt auch hin. Also: Ab in die U-Bahn, den Kanal lang schlendern und die Treppen des monumentalen Sandstein-Wikimedia-Sitzes hochsteigen.

Wikimedia Deutschland setzt sich gemeinsam mit Digital-Engagierten dafür ein, dass sich Wikipedia als größte Online-Enzyklopädie weiterentwickelt. Als Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens fördert der Verein die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und Bildung durch die Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte / Open Content.

Dort begrüßen uns Jens und Bernd. Ihre Hintergründe als Lehrer und Softwareentwickler verdeutlichen den Charakter von Wikimedia in a nutshell: Die Kombination aus Bildung, Information und Digitalem. Daten spielen hier eine große Rolle. So wirbt Wikimedia für ein anderes Verständnis von Daten und eine bessere Datenpolitik. Denn bisland dominiert in der Datenpolitik die Frage, wer auf welche Weise damit Geld verdienen kann – gemeinnützige Interessen spielen oft eine untergeordnete Rolle.

D3-Expeditionsteilnehmer:innen sitzen im kreis und hören Bernd Fiedler zu, der Wikimedia deutschland vorstellt.

Wie die gemeinnützige Nutzung von Daten aussehen kann, zeigen die beiden Referenten anhand von Wikidata, einer freien Wissensdatenbank, die mehrere Millionen strukturierte Datensätze umfasst. Wenn ein Datensatz in Wikidata geändert wird, aktualisieren sich darauf aufbauend auch alle sprachspezifischen Wikipedien. Strukturiert heißt, dass die Daten in einer bestimmten Art und Weise angeordnet und verknüpft sind. So weiß die Datenbank nicht nur, dass Rio Reiser und Ton Steine Scherben Musik gemacht haben, sondern auch, dass Rio Reiser Teil von Ton Steine Scherben war, die Band in Berlin und Fresenhagen gewirkt hat und beide Orte Städte in Deutschland sind (und vieles mehr). Durch die Strukturierung werden so verschiedene soziale Phänomene (z.B. Bands in Berlin) miteinander verknüpft.

Apropos Bands – wusstet ihr, dass man der Wikipedia zuhören kann? Listen to Wikipedia heißt das Projekt, das die Bearbeitung von Beiträgen in Töne übersetzt.

Aber zurück zum Thema: Die Daten stellen jedoch nicht nur die Datengrundlage für Wikipedia dar, sondern können – Stichwort Open Data – auch von allen bearbeitet und mit anderen offenen Datenbanken verknüpft werden. So können wir alle vom digitalem Engagement der Wikipedia-Aktivisten profitieren. In der Nutzung dieser offener Daten liegt jedoch auch großes Potential für das Wirken zivilgesellschaftlicher Organisationen. Klar, vielleicht nicht unbedingt in Bezug auf Informationen über Rio Reiser: Stellt man jedoch beispielsweise Zusammenhänge zwischen kultureller Vielfalt, Mietspiegel & Wohngebiet her, zeigt sich, wie gesellschaftlichen Herausforderungen durch die Nutzung offener Daten mit konkreten Lösungen begegnet werden kann.

Leider gilt auch hier: Irgendwann ist’s auch zu Ende. Schade, findet nicht nur Cornelia, die sich nebenberuflich im Programmier-Bereich engagiert, sondern auch ich. Denn Jens und Bernd haben es geschafft, Komplexes einfach darzustellen. Aber die nächste Station wartet schon, inklusive Mittagessen – und Hunger haben wir mittlerweile alle. Also, los!

Station 6: Mittagessen bei nebenan.de / nebenan.de Stiftung

Das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de liegt zwar ebenfalls in Kreuzberg, von unmittelbarer Nachbarschaft zu Wikimedia kann hier aber nicht die Rede sein. Deswegen geht’s noch einmal wenige Stationen mit der Bahn durch Berlin. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind leerer, als ich angenommen habe. Hat das etwas mit diesem „Corona“ zu tun? Komische Sache, mal schauen, wie sich das weiter enwickelt… bestimmt halb so wild!

Gerade auf den Bahnfahrten zeigt sich, das wir als Gruppe zusammengewachsen sind. Alle plaudern durcheinander – in buntem Miteinander. Ein bisschen wie auf Klassenfahrt, hält Ulrike, die beim Landesverband Sachsen der Arbeiterwohlfahrt arbeitet, fest. Recht hat sie, finde ich.

Ein ähnliches Ziel hat sich unser letzter Stations-Host gesetzt: Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Nicht über Expeditionen, sondern über ein sozial-digitales Netzwerk. Moment: Menschen durch digitale Vernetzung in den analogen Kontakt bringen? Hört sich doch erstmal widersprüchlich an. Der Unterschied zu Facebook & Co. ist jedoch: Als Nutzer:in der Online-Plattform stehe ich lediglich mit den Menschen, die in meinem lokalen Umfeld wohnen in Kontakt. Die digitale Vernetzung soll lediglich den Erstkontakt, der dann im „wahren Leben“ stattfindet, unterstützen.

nebenan.de ist mit 1.6 Mio. Mitgliedern Deutschlands größtes Nachbarschaftsnetzwerk. Der Gedanke: Durch den digitalen Kontakt analoge Begegnungen von Nachbar:innen zu fördern. Die nebenan.de Stiftung hat das gleiche Ziel und unterstützt das nachbarschaftliche Miteinander mit ihren Programm Tag der Nachbarn und Deutscher Nachbarschaftspreis.

Während wir im Kreuzberger Hinterhofbüro mit charmanter Start-up-Atmosphäre das Catering genießen, beantwortet Michael Vollmann, der nebenan.de mitgegründet hat und die nebenan.de (Tochter)Stiftung leitet, die Fragen unserer Gruppe. Und davon gibt’s genug: Wie können wir sicher sein, dass unsere Daten auf der Plattform sicher sind? Wie kam dem Gründerteam die Idee zu nebenan.de? Welche Möglichkeiten bietet nebenan.de für soziale Organisationen, um ihre Reichweite zu erhöhen? Vom TÜV-Datenschutzsiegel (Ja, sowas gibt’s!), der Genese eines Sozialunternehmens, den Organisationsprofilen auf der Plattform – die Antworten klären auf!

Dabei zeigt sich: Fast alle Organisationen, die bei der D3-Expedition vertreten sind, nutzen nebenan.de bereits, um mit ihren Zielgruppen in Kontakt zu treten: So organisiert Jochen Gesprächskreise, Uli nutzt das Netzwerk, um Bürger:innen zu vernetzen und Rebekkas Inklusionsbetrieb tätigt Freiwilligenaufrufe.

Why do all good things come to an end?

Unser Fazit zum Abschluss der Expedition: Die Nutzung von Daten muss nicht zwangsläufig negativ sein, sondern kann auch Gutes bewirken. Daten sind nicht per se gut oder schlecht – sie bieten gesellschaftliches Potential, aber auch Risiko. Um Letzteres abzuschwächen, ist es jedoch wichtig, dass wir uns als Zivilgesellschaft mit verschiedenen Datenperspektiven auseinandersetzen und austauschen – denn Digitalisierung ist eine Frage, die gemeinsame Antworten durch Vernetzung sucht.

Ein Vorhaben, zu dem die D3-Expedition beigetragen hat. Und ’ne Menge netter Kontakte gab’s noch obendrauf. Ich bin mittlerweile fix und fertig, aber auch glücklich-beseelt durch die tollen zweiten Tage.

Nur eine Frage bleibt.

Wann kann ich mich für die nächste Expedition anmelden?

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