Digitale Landpartie. D3@Grüne Woche

Wir hatten Lust aufs Land – und haben uns auf der Grünen Woche angeschaut, was sich in Sachen Digitalisierung bei Organisationen im ländlichen Raum tut.

Man sieht die belebte Messehalle 27 mit bunten Infowürfeln, auf denen "Lust aufs Land" steht.

Wer denkt, dass es bei der Grünen Woche nur Essen, Tiere und Traktoren gibt, der hat etwas verpasst: In einer bunten Halle namens „Lust aufs Land“ dreht sich alles um die Ländliche Entwicklung. An vielen Ständen präsentieren sich Initiativen und Organisationen, die sich für gutes Leben auf dem Land einsetzen – mit viel Engagement.

Neugierig und vom Schlagwort „Digitalisierung“ angelockt haben wir uns auf den Weg gemacht und erkundet, was die Aussteller:innen zu diesem Thema zu sagen haben. Unsere Basis vor Ort: Das „Zukunftslabor Engagement“ des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement. Hier konnten wir zwischen kleinen Erkundungstouren unser Projekt D3 – so geht digital präsentieren. Wie es uns dabei ergangen ist? Seht selbst!

Fotoboxpogo mit dem BBE-Dorfteam

Die helle und die dunkle Seite der Digitalisierung

Drei Mal besuchten wir den Stand der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), bis das Standteam Zeit für ein Interview hatte: Pressetermine, Promi-Besuch von Julia Klöckner und interessierte Besucher:innen schnappten uns unsere Interviewpartnerin Sarah Schulte-Döinghaus immer wieder weg.

Warum wir so gerne mit Sarah sprechen wollten? Sie ist Bundesvorsitzende der KLJB. Der katholische Landjugendverband hat pünktlich zur Grünen Woche ein handliches Buch veröffentlicht. In dem zweigeteilten Heft geht es um die hellen und die dunklen Seiten der Digitalisierung.

Hier zeigt die KLJB ganz praktisch, mit welchen digitalen Tools sie im Verband abstimmen und sich informieren – zum Beispiel mit Antragsgrün, in Webinaren und verschiedenen Beteiligungstools. Es geht aber auch um viele andere Facetten der Digitalisierung. Wie nutzt man Blockchain-Technologie im Agrarhandel? Wie funktioniert Solidarische Landwirtschaft digital, wenn es um transparente Lieferketten und Direktvermarktung geht? Auch der autonome Feldroboter Robotti wird vorgestellt.

Auf der „dunklen Seite des Hefts“ gibt es Aufklärung zur Auswirkung von Onlinehandel auf ländliche Regionen, Informationen zu Hasskommentaren und Sensibilisierung für den Schutz eigener Daten im Netz. Das Heft könnt ihr auf kljb.org herunterladen.

„Als bundesweiter Jugendverband ist es für uns ganz normal, mit digitalen Tools zusammenzuarbeiten und immer wieder Neues auszuprobieren“, sagt Sarah. Aber: Wenn man etwas Neues einführt, gibt es manchmal Startschwierigkeiten, Unsicherheiten und Unwissen. Neue Verfahrenswege brauchen etwas Zeit, bis sie etabliert sind. Daher hat Sarah uns dieses Learning mitgegeben:

Man sieht eine junge blonde Frau (Sarah Schulte-Döinghaus) am Stand der KLJB. Eine Sprechblase neben ihr zitiert sie mit den Worten: Probiert einfach aus! Zu Beginn haben viele Hemmungen, Neues auszuprobieren. Nachdem wir aber z.B. ein paar mal Webinare genutzt haben, ist der Mehrwert und die Einfachheit allen klar.
Was Sarah uns sonst noch erzählt hat, erfahrt ihr bald in unserem Video-Interview!

Silicon Vilstal – Heimat für Neues

Am Stand gegenüber sah es ziemlich nach einem Start-up aus der Großstadt aus: Eine Künstlerin verschönerte die Insta-Fotowand, eine andere produzierte Social Media Content und überall standen Stative herum. Das passt gut zur Message der Initiative hinter dem Stand: Silicon Vilstal ist eine gemeinnützige Mitmachinitiative aus Niederbayern. Die Aktiven möchten offene gesellschaftliche Innovation fördern und digitale Chancen für ländliche Regionen greifbar machen. Die Message, die uns Carina Forsthofer aus dem Presseteam von Silicon Vilstal mitgab, lautet daher:

Man sieht eine junge blonde Frau vor einer mit weisser Kreide bemalten schwarzen Wand. Sie heißt Carina Forsthofer und arbeitet bei Silicon Vilstal. In der Sprechblase neben ihr steht: Überlasst die Digitalisierung nicht den Großstädten. Traut euch, im Kleinen und im Ländlichen groß zu denken!
Mehr über Silicon Vilstal gibt es bald im Video-Interview – und natürlich auf siliconvilstal.de

Apps für das Miteinander im Dorf

Wie kann man den ländlichen Raum durch die Chancen der Digitalisierung stärken und Potentiale besser ausschöpfen? Verschiedene Dorf-Apps ermöglichen den Menschen vor Ort, sich zu vernetzen, einander zu helfen und Nachteile – z.B. bei der Mobilität – auszugleichen.

Als erstes gingen wir in den Landkreis Höxter – beziehungsweise an dessen Stand auf der Grünen Woche. Was dort passiert, hat nämlich Vorbildcharakter! Im Projekt Smart Countryside entwickelten Menschen in Modellorten des Landkreises gemeinsam mit Fraunhofer IESE passende Angebote für ihr Zusammenleben vor Ort. Entstanden sind Angebote wie der DorfHilferuf, SocialMedia-Gottesdienste, ein digitaler Marktplatz oder der DorfFunk, der öffentliche und private Chatmöglichkeiten über deutsche Server ermöglicht. All das erreicht man über die digitale DorfPlattform.

Damit die Plattform lebendig und aktuell gehalten wird und die Angebote genutzt werden, gibt es die ehrenamtlichen DorfDigital-Expert:innen. Einheimische werden in Schulungen fit gemacht in Sachen digitale Kompetenz und geben dieses Wissen weiter – im „digitalen Klassenzimmer“ im Dorfgemeinschaftshaus. Neugierig auf das Projekt? Dann schaut euch dieses Video an.

Das Konzept der ehrenamtlichen DorfDigital-Expert:innen aus dem Ort geht auf. Daher gab uns Michael Stolte von der GFW Höxter uns auf der Grünen Woche diesen Tipp mit:

Vor einer Grafik des Landkreis Höxter steht Michael Stolte von der GFW Höxter. Die Sprechblase neben ihm zitiert ihn mit den Worten: Eine Gruppe von Vorreiter:innen und Meinungsführer:innen gewinnen, die euer digitales Vorhaben als Botschafter:innen vorantreiben. Sie können auf Augenhöhe Wissen weitergeben.

Mit Mark Pralle von dorfleben digital sprachen wir weiter über passende App-Konzepte für Dörfer. Als Entwickler lag ihm eines am Herzen: Ein guter Standard für die Produkte. Wer auf dem Land groß geworden ist, kennt es vermutlich. „Wir brauchen eine Website!“ „Ja, mein Neffe kann sowas“. Heraus kommt oft nicht gerade das, was man sich vorgestellt hat. Dabei geht es nicht nur um das Design, sondern auch um die Funktionalität, Datenschutzfragen sowie andere Standards. Daher hatte Mark Pralle diesen Hinweis für uns:

Ein Mann steht vor einer Wand, auf der "dorfleben digital" steht. Er heisst Mark Pralle und arbeitet für dieses Produkt. Die Sprechblase neben ihm zitiert ihn: Im Kleinen eine eigene digitale Infrastruktur schaffen ist super – wenn man an etws anbauen und damit Standards gewährleisten kann. Da geht es um Datenschutz, aber auch Plattformen, auf denen die Leute eh unterwegs sind. Alles selber bauen macht mindestens doppelte Arbeit.

Ihr wollt mehr zu dem Thema wissen?

Nach neun Stunden Messe hatten wir nicht nur platte Füße und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner persönlich einen D3-Flyer überreicht, sondern vor allem jede Menge engagierter Expert:innen für die Digitalisierung auf dem Land kennengelernt. Freut Euch also auf weitere Texte zum Thema!

Auf D3 findet ihr bereits Artikel über die Smarten Senioren von Elsoff, wie der kleine Ort Bremke in Niedersachsen digital wird oder was genau bei Betzdorf digital passiert. Ihr habt etwas zum Thema zu erzählen? Schreibt uns an!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr Beiträge aus dem Magazin

D3 – so geht digital ist ein Projekt der     gefördert durch  Logo DSEE