So geht Fundraising auf Spenden-Plattformen

Betterplace, Facebook, Schulengel, Helpdirect – und wie sie alle heißen… Eine Vielzahl von Spenden-Plattformen möchte das Fundraising leichter machen. Aber wann lohnt sich das für Organisationen überhaupt?

Eine Person hält ihre offenen Hände in die Kamera, darin liegt Kleingeld und ein Zettel mit der Aufschrift "Make a Change". Titelbild des Beitrags zu Spenden-Plattformen

Braucht es eigentlich Spenden-Plattformen? Wir haben ja bereits Spendenformulare, E-Mail und Social-Media-Fundraising. Plattformen sind noch einmal weitere Kanäle (mal gemeinnützig, mal nicht), die selber Aufmerksamkeit und Finanzierung benötigen. Als Organisationen müssen wir uns also überlegen, wie Spenden-Plattformen uns helfen können, unsere Ziele zu erreichen. Dazu gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

Glühbirne
  1. die Plattformen erleichtern die Arbeit der Organisationen oder
  2. sie machen es Spender:innen leichter zu spenden und sorgen so für Mehreinnahmen.

Vorteile für Organisationen

Der offensichtliche Vorteil einer Spenden-Plattform ist die einfache Abwicklung. Man meldet sich an, verifiziert die Organisation und los geht’s. Kein technischer Aufwand, kein großer Aufwand in der Zahlungsabwicklung. So können ohne extra Verträge Spenden via Kreditkarte, Lastschrift und Co. abgewickelt werden. Je kleiner die Organisation, desto größer wird dieser Vorteil. Einfachheit auf dieser Seite hat allerdings seinen Preis. Oft übernimmt die Plattform so viel, dass keine richtige Bindung zwischen Spender:innen und Organisation hergestellt wird und auch eine spätere Kontaktaufnahme nicht immer möglich ist.

In manchen Fällen kann die Leistung der Plattform auch über die einfache Zahlungsabwicklung hinaus gehen. Crowdfunding-Plattformen bieten die Möglichkeit eines Treuhandkontos um das Geld wieder zurückzuzahlen, wenn das Funding-Ziel nicht erreicht wird. Manche Plattformen bieten besondere Integrationen, zum Beispiel um Spenden bei Livestreams auf Twitch und Co. abwickeln zu können. Oder es besteht eine Zusammenarbeit mit Partnern, welche nicht jede einzelne Organisation handhaben kann – zum Beispiel um Treuepunkte zu spenden oder Unternehmensspenden abzuwickeln.

Ein häufiges Versprechen von Plattformen ist zudem der Zugang zu neuen Spendenden. Das funktioniert leider nur bedingt. Die Anzahl der Spendenwilligen, die nur noch nicht wissen, welche Organisation sie unterstützen wollen, ist nicht gerade riesig. Dass diese eure Organisation dann auch noch unter tausenden Organisationen finden, ist eher unwahrscheinlich – Ausnahmen gibt es hier aber natürlich auch. Neue Spendende erreicht ihr am besten, wenn das Projekt aktuell besonders relevant ist, im eigenen Bekanntenkreis beworben wird oder die Plattform es extra hervorhebt. In den meisten Fällen gilt aber auch für Spenden-Plattformen, dass die Spendenden von der Organisation selber angesprochen werden müssen.

Ein Mann steht begeistert vor der Kamera. Darunter steht "It's a win-win" - Der bestmögliche Effekt beim Einsatz einer Spenden-Plattform.
Eine Spenden-Plattform lohnt sich nur, wenn sie den Spendenden oder der Organisation das Leben leichter macht. (GIF via giphy.com)

Vorteile für die Spendenden

Für die Spendenden auf der anderen Seite bieten Plattformen vor allem erst einmal ein einheitliches, professionelles Spendenerlebnis, welches leider nicht auf jeder NGO-Website gegeben ist. Die meisten Spenden-Plattformen sind gut umgesetzt und funktionieren einwandfrei. Sie bieten die passenden Zahlungsmittel an und sind auf alle Geräte optimiert. Über einen Login kann das Spenden sogar noch weiter erleichtert werden, weil Spendendaten bereits hinterlegt sind.

Zudem bieten sie eine vertrauensvolle Umgebung, welche es den Spendenden ermöglicht auch für Organisationen zu spenden, die sie vielleicht noch nicht so gut kennen. Gelingt es der Plattform, Vertrauen bei den Nutzenden herzustellen, kann dieses Vertrauen auch den Organisationen auf der Plattform zugute kommen.

Besonders groß wird dieser Vorteil bei eher ungebundenen, spontanen Spenden, wie sie unter jüngeren Spender:innen häufiger vorkommen. Will jemand für Kinder, Regenwald oder Obdachlose spenden, weiß aber noch nicht, über welche Organisation, findet die Person bei Spenden-Plattformen eine gute Übersicht.

Nun gibt es eine Vielzahl von Spenden-Plattformen (eine Auswahl gibt es auf sozialmarketing.de) mit ganz unterschiedlichen Funktionen. Die vier Hauptkategorien möchte ich einmal kurz vorstellen:

Ausschnitt aus dem Film Matrix, bei der die blaue und die rote Kapsel in der Hand des Protagonisten ausgebreitet liegen. Die Qual der Wahl: Auch bei Spenden-Plattformen
Es gibt eine große Auswahl an Plattformen, aber nicht jede passt auch zur Organisation. GIF via giphy.com

#1 „Klassische“ Spendenplattformen

Klassische Spendenplattformen bieten Organisationen die Möglichkeit, sich mit einem Profil auf der Plattform darzustellen und dort Spenden entgegenzunehmen. Dabei wird meist nicht für die Organisation allgemein gesammelt, sondern für Projekte mit einem konkreten Spendenbedarf.

Welche Plattformen dabei die richtigen sind, hängt von dem Bedarf der Organisation ab. Manche Plattformen setzten beim Spenden auf Gamification, andere auf Transparenz. Manche sind groß und bekannt, andere setzten auf besondere Technik.

Achtet als Organisationen darauf, woher die Spendenden kommen, welche Art von Projekten auf den Plattformen besonders gut läuft und wie ihr die Beziehung zu den Spendenden im Anschluss gestalten könnt.

Gelber Pfeil

Für wen ist das was?

  • Organisationen ohne hauptamtliche Spendenabwicklung
  • Organisationen, die Spenden zu einem medial viel beachteten Thema sammeln
  • Organisationen mit außergewöhnlichen Spendenprojekten
  • Einzelpersonen und Gruppen, die gar nicht als Organisation organisiert sind, aber Spenden für etwas Wichtiges sammeln wollen

#2 Peer-to-Peer Fundraising

Peer-to-Peer Fundraising bedeutet, dass Menschen in ihrem Bekanntenkreis für eine Organisation Spenden sammeln. Dabei steht häufig nicht die Organisation im Mittelpunkt, sondern die spendensammelnde Person. Diese kann anlässlich ihres Geburtstags, eines Marathons oder einer anderen mehr oder weniger verrückten Aktion um Spenden bitten.

Da die Organisation in den Hintergrund tritt ist es wichtig, dass die Spendenden und der Spendenstand sichtbar werden. Hierbei können Plattformen helfen. Am bekanntesten ist dabei mittlerweile Facebook mit seinen Facebook Fundraisern, aber auch viele Spendenplattformen wie betterplace ermöglichen solche Spendenaktionen.

Eine etwas außergewöhnliche Form dieser Spendenaktionen sind Spendenaktionen von „Prominenten“ direkt auf der Plattform – wie von Twitter-Satiriker El Hotzo, Youtuber Johnny’s World oder in Charity Streams wie Friendly Fire. Diese können auf den Plattformen dabei nicht nur eine Organisation unterstützen, sondern die Spenden auf verschiedene Organisationen aufteilen.

Gelber Pfeil

Für wen ist das was?

  • Organisationen mit echten Fans, die gerne für ihre Organisation aktiv werden
  • Organisationen, die in einem Bereich mit vielen Betroffenen arbeiten
  • Organisationen mit prominenten Unterstützer:innen
  • Organisationen die verstehen, dass Spenden auch Spaß machen kann

#3 Painless Giving

Spenden ohne Schmerzen, das versprechen verschiedene Plattformen. Bei den meisten wird nicht einmal eigenes Geld ausgegeben. Die bekanntesten Plattformen sind hierbei Charity-Shopping Plattformen wie Schulengel und Amazon Smile. Hier wird beim Online-Shopping ein Betrag gespendet, der sonst als Belohnung für Neukund:innen an Webetreibende ausbezahlt wird. Was sich auf den ersten Blick toll anhört, lohnt sich aber leider nur für wenige Organisationen. Die eigenen Unterstützer:innen davon zu überzeugen ihr Kaufverhalten zu ändern, ist so aufwendig, dass es sich meist eher lohnt, direkt um Spenden zu bitten. Ausnahmen sind Organisationen mit hoher Markenbekanntheit, die vielleicht sogar von den Plattformen empfohlen werden und Organisationen mit einem festen Kreis besonders motivierter Unterstützer:innen wie z.B. Schulfördervereine.

Ähnlich funktioniert das Spenden von Treuepunkten wie etwa die Payback Spendenwelt oder Spenden mit Bing.

Eine andere Form von Painless Giving sind Spenden, die im Kaufprozess erhoben werden. So ermöglicht paypal eine 1 € Spende im Checkout, goood hat einen Telefontarif, bei dem 10 % gespendet werden und Viva con Aqua verkauft Wasser, Toilettenpapier und Stand up Paddel Boards.

Gelber Pfeil

Für wen ist das was?

  • Organisationen, denen ein kleiner Betrag schon viel hilft
  • Organisationen mit vielen nicht-finanziellen Unterstützer:innen, aber wenig Spenden
  • Organisationen mit einer hohen Markenbekanntheit

#4 Crowdfunding

Crowdfunding ist nach wie vor eine relativ neue Form des Spendensammelns. Dabei ist der Kern uralt und im Fundraising fest verankert: viele Menschen (crowd) finanzieren gemeinsam etwas Größeres (funding). Modernes Crowdfunding hat aber drei Besonderheiten, weshalb sich auch eigens dafür entwickelte Plattformen lohnen.

Alles oder Nichts:

Das Alles-oder-nichts-Prinzip besagt, dass Geld erst ausbezahlt wird, wenn die gewünschte Mindestsumme zustande gekommen ist. Ist dies nicht der Fall, wird das Geld zurückerstattet. Dies stellt sicher, dass ein Projekt mit den Geldern auch vollständig umgesetzt werden kann und liefert den Spendenden einen starken Anreiz, nicht zu lange zu warten.

Gegenleistungen

Wer sich am Crowdfunding beteiligt, bekommt ein Dankeschön oder gar eine Beteiligung am Ergebnis. Aber Vorsicht: Wegen der Gegenleistungen sind viele Crowdfunding-Zahlungen nicht mehr als freiwillige Spenden zu verbuchen.

Kampagnenzeitraum

Jede Crowdfunding-Aktion hat einen festen Zeitraum, in dem ihr mit einer eigenen Dramaturgie auf das Projekt aufmerksam machen könnt.

Crowdfunding-Plattformen ermöglichen einem eine übersichtliche Darstellung des Projektes, die Zahlungsabwicklung (inkl. Treuhandkonto) und in der Regel eine gute Beratung. Und welche Plattform ist dann die Richtige? Neben den Kosten sollten Organisationen sich dabei mit dem Thema Gemeinnützigkeit beschäftigen. Neben den großen Plattformen wie startnext gibt es auch themenspezifische Plattformen wie die ecocrowd.

Gelber Pfeil

Für wen ist das was?

  • Organisationen im Kulturbereich, die Projekte vorfinanzieren möchten
  • Organisationen die ein klar abgrenzbares Projekt haben, von dem die Unterstützer:innen profitieren
  • Alle Organisationen, die vom Crowdfunding für ihr Fundraising lernen können, selbst wenn sie keine eigene Kampagne umsetzen

Das ist nur eine kleine Auswahl an Spenden-Plattformen. Beinahe wöchentlich kommen neue dazu. Für das Fundraising gemeinnütziger Organisationen sind diese Plattformen an zwei Stellen besonders interessant. Ganz am Anfang, beim Einstieg ins Online Fundraising, da sie eine Möglichkeit bieten, ohne große Hürden ins Fundraising einzusteigen. Aber auch etablierte Organisationen, welche Online Fundraising bereits gut implementiert haben, unterstützen sie dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. Will eine etablierte Organisation aber die eigene Zielgruppe zum Spenden überzeugen, ist der Weg über eine Plattform häufig nur ein Umweg. Probiert es aus!

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