Zurück in die Zukunft – mit der Future-Perfect-Methode

1, 2, 3, Zeitsprung! Reist per Zeitmaschine in die Zukunft und realisiert dadurch die besten Lösungswege für eure soziale Organisation.

Collage eines Mannes aus dem Film "Zurück in die Zukunft" als buntes und grelles Graffiti

Die Future-Perfect-Methode (oder auch Blick zurück aus der Zukunft) arbeitet mit Imagination, Rollenspielen, Zukunftsausblick & Retrospektive. Durch das spielerische Entdecken und Bewerten verschiedener Lösungsoptionen kann ein bestimmtes Vorhaben oder Projekt so möglichst optimal umgesetzt werden. Die Methode eignet sich für Workshops mit bis zu 25 Teilnehmer:innen und benötigt ein Zeitfenster von etwa 90 Minuten.

Ja, toll! Aber was heißt das genau?

Zeit für ein Gedankenexperiment: Eine mittelgroßer Verein macht tolle und wirksame soziale Arbeit, die Internetpräsenz ist allerdings noch auf dem Stand der frühen 2000er. Was muss geschehen, damit die neue Vereinswebseite richtig umgesetzt sowie für alle leicht bedienbar ist und von vielen interessierten Menschen geklickt wird? Future-Perfect ist (neben dem Stöbern in unseren Artikeln!) eine tolle Methode, um sinnvolle Lösungswege herauszuarbeiten.

Der Clou: Um in die “Zukunfts-Rückschau” zu kommen, bedienen sich die Moderator:innen eines psychodynamischen Tricks – dem Einsatz von Zeitreisen für die ganze Gruppe. Aus der imaginierten Position des erfolgreich umgesetzten Vorhabens (Launch der Webseite) wird gemeinsam als Gruppe in der theoretischen Rückschau ermittelt, welche Schritte zum Erreichen dieses Ziels von Nöten sind / “waren”. Zurück in der Gegenwart können diese dann umgesetzt werden.

Der Ablauf: Step by Step

#1 Zielsetzung: Where to go?

Falls das angestrebte Ziel noch nicht feststeht, wird es zu Beginn der Session gemeinsam im Plenum definiert – in unserem hypothetischen Fall also die qualitätsvolle und erfolgreiche Umsetzung der neuen Vereinswebseite. Gleichzeitig laden die Moderierenden die Teilnehmer:innen dazu ein, sich gedankenschweifend vorzustellen, wie es sein und sich anfühlen wird, wenn dieses Ziel bestmöglich umgesetzt ist.

Glühbirne wird vor orangenen Lichtreflexionen in der Hand gehalten.
Photo by Fachy Marín on Unsplash

#2 Nach vorne schauen: Der Blick in die Zukunft

Jetzt wird’s dramatisch! Naja, zumindest ein bisschen. Die moderierende Person kommuniziert den Zeitsprung und “reist” (im besten Fall sehr theatralisch) mit den Teilnehmer:innen an den Zeitpunkt, an dem das Vorhaben erfolgreich abgeschlossen sein wird. Neben der spielerischen Ausschmückung der Zeitreise wird durch die moderierende Person auch der Kontext eingeordnet: Die Webseite läuft fehlerfrei und alle sind glücklich!

Aber wie konnte das in dem imaginierten Setting-Zeitsprung-Setting gelingen? Um Licht ins Dunkel zu bringen, werden nun Videointerviews durchgeführt. Zentrale Akteure, die das Erreichte ermöglichten (in unserem Beispiel z.B. Projektleiter:innen, Webseiten-Entwickler:innen, Beta-Tester, etc.), sollen vor laufender, fiktiver Kamera interviewt werden: Welcher Weg hat dazu geführt, dass die Internetpräsenz so toll umgesetzt werden konnte? In welche Fallen ist man in der Umsetzung getreten und wie hätte man diese umgehen können? Hierzu werden die Rollen der Teilnehmenden frei zugeordnet, bevor die Interviews nacheinander in der Mitte des Stuhl(halb)kreises stattfinden. Die anderen Teilnehmenden beobachten und notieren währenddessen.

Ein Tipp: Damit sich die Interviews lösungsorientiert und nicht problembasiert entwickeln, bietet es sich an, zwei Personen ohne Expert:innenrolle als so genanntes “Lösungsmittel” einzusetzen. Ihr Job: Wann immer sich das Gespräch stärker um das Problem und seine Ursachen dreht, sollen diese intervenieren und wieder auf die Beantwortung der Frage, welcher Lösungsweg zum Ziel geführt hat, lenken.

#3 Die Retrospektive: Zurück in die Gegenwart

Zeit, in die Jetzt-Zeit zurückzukehren! Wieder in der Gegenwart bittet die moderierende Person die Teilnehmenden, im Stuhlkreis kurz zu berichten, was für sie „in der Zukunft“ besser als erwartet funktioniert hat. Dass sich die Teilnehmenden nicht nur auf das konzentrieren, was scheitern könnte, sondern sich der Thematik positiv und ergebnisorientiert zuwenden, ist zentraler Ansatzpunkt und Stärke des Formates.

Die Wortbeiträge können nun als Basis für die Strukturierung, Bewertung / Priorisierung und Auswahl sowie Operationalisierung des richtigen Lösungsansatzes für das Problem genutzt werden.

Menschen sitzen in einem Stuhlkreis und hören einer Frau zu.
(c) Henning Schacht / Stiftung Bürgermut

Macht das Zukunftsreisen auch für eure soziale Organisation Sinn?

Ja! Bei der Einführung von Neuerungen, komplex(er)en Projektplänen oder in Bezug auf die Verbesserung des Teamklimas – durch seine unkonventionellen Charakter kann Future-Perfect verschiedenene Szenarien bereichern! Der spielerische und psychosoziale Charakter erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die gewonnen Lösungswege zielführend UND innovativ sind. Und dass gerade innovatives und Out-of-the-box-Denken wichtig sind, wenn wir als Zivilgesellschaft die Digitalisierung nicht nur verfolgen, sondern sozial und gerecht (mit)gestalten möchten, ist auch nichts Neues!


Ihr wollt noch mehr erfahren?

Eine noch detailliertere Future-Perfect-Beschreibung zum Nachmachen findet ihr hier – und ganz viele andere Veranstaltungsformate zum praktischen Wissenstransfer hier. Viel Spaß beim Stöbern!

Creative Commons Lizenzvertrag

Der Artikel steht unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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