KI ist viel mehr als ChatGPT: Die Landschaft von KI-Tools über ChatGPT hinaus

ChatGPT ist wohl den meisten von uns ein Begriff, aber die Landschaft von KI-Tools geht weiter über ChatGPT hinaus. Im letzten Teil unserer KI-Serie werfen wir einen Blick auf ein paar weniger bekannte, aber durchaus nützliche Anwendungen.

Drei Leute arbeiten an einem Laptop.

Foto: John Schnobrich / Unsplash

ChatGPT kennen wir mittlerweile alle. In diesem Beitrag möchte ich fünf weitere KI-Tools vorstellen, die mir den Arbeitsalltag leichter machen. 

Für mich war es ein besonders spannender Moment, als mich meine Eltern, die sonst wenig mit Technologie zu tun haben, auf das Thema Künstliche Intelligenz angesprochen haben. Da wurde mir bewusst, dass wir gerade eine besondere Entwicklung erleben. ChatGPT ist im letzten Jahr zu etwas wie den Tempo-Taschentüchern, Prittstiften oder iPads geworden. Eine Marke, die eine ganze Produktkategorie definiert. Aber es gibt mittlerweile (und teilweise auch schon vorher) noch viele andere Tools, auf die ein genauerer Blick lohnt.

Wenn wir uns dieser Produktkategorie der Tools mit Künstlichen Intelligenz nähern wollen, dann kommen wir um eine Einschränkung nicht herum: Es geht um generative Künstliche Intelligenz.

Was ist da genau der Unterschied? Es ist wahrscheinlich schwer eine App auf unserem Smartphone zu finden, die keine KI im weiteren Sinne benutzt. Die Kamera-App nutzt KI, um aus den Daten des kleinen Bildsensors im Smartphone das bestmögliche Bild herauszukitzeln. In der E-Mail-App werden eingehende Nachrichten auf SPAM überprüft und teilweise noch weiter kategorisiert oder priorisiert. Und selbst die Smartphonetastatur nutzt KI, um uns beim Tippen zu unterstützen und passende nächste Wörter vorzuschlagen. Diese Anwendungsfälle sind alle nicht neu und werden von vielen gar nicht als KI wahrgenommen.

Generative KI erstellt etwas Neues: So wie bei ChatGPT neue Texte geschrieben werden, gibt es auch Systeme, die Bilder, Stimmen oder Musik erstellen können.

Microsoft Copilot

Fangen wir mit dem größten Tool und dem engsten Verwandten zu ChatGPT direkt an. Microsoft ist der größte Investor in OpenAI und hat damit auch direkten Zugriff auf neu entwickelte Technologien und versucht diese für sich zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist Microsoft Copilot (vormals auch Bing Chat). Ihr könnt den Microsoft Copilot ähnlich wie ChatGPT nutzen. Hier bekommt ihr aber in der kostenlosen Version einige Funktionen, für die ihr bei ChatGPT selbst bezahlen müsstet: z.B. die Nutzung von dem neuen GPT Sprachmodell in Version 4, die Generierung von Bildern und die Kombination des Sprachmodells mit Suchergebnissen aus dem Internet. Die letzte Funktion ist besonders spannend – das System bekommt eine eigene Internetanbindung und ist nicht mehr limitiert auf den älteren Wissensstand von dem Zeitpunkt, an dem das Modell trainiert wurde. So eröffnen sich neue Anwendungsfälle wie das Zusammenfassen von aktuelleren Ereignissen und auch beim Beantworten von spezifischen Fragen sind hier die Antworten deutlich besser. Warum also noch ChatGPT nutzen, wenn es kostenlos eine bessere Version gibt?

Gelber Pfeil

Zusammenfassung

Preis: in der Grundversion kostenlos

Link: copilot.microsoft.com

DeepL Write

DeepL kennen vielleicht einige von euch als Übersetzungssoftware – übrigens die beste momentan weltweit. Das Kölner Unternehmen bietet aber auch einen Schreibassistenten an, den ihr kostenlos nutzen könnt. Hier kopiert ihr euren Text einfach in ein leeres Textfeld und bekommt auf der anderen Seite Vorschläge für kleine Verbesserungen angezeigt. DeepL Write korrigiert nicht nur Rechtschreibung und Grammatik, häufig gibt es Vorschläge zur Wortwahl und Satzbau.

Es lassen sich sogar ganz bestimmte Stile festlegen, auf die man den Text optimiert haben möchte. Ob einfach, geschäftlich oder locker – so lassen sich die Texte auf die entsprechende Zielgruppe anpassen.

Ich veröffentliche keinen Blogpost oder LinkedIn-Beitrag mehr, den ich nicht von DeepL Write habe gegenlesen lassen. Aber Vorsicht: Eure Texte sollten Ecken und Kanten behalten. Jede:r hat einen ganz besonderen Schreibstil. Lassen wir uns diesen nicht von einer KI weich waschen.

Gelber Pfeil

Zusammenfassung

Preis: kostenlos (könnte sich vielleicht nach der Beta-Phase ändern)

Link: www.deepl.com/write/

Midjourney

Midjourney ist die Bild-KI meiner Wahl. Besonders begeistert hat mich anfangs der eigene Stil, in dem die Bilder erstellt wurden. Es wirkte etwas mystisch und stand nicht in direkter Konkurrenz zu Fotos oder anderen Grafiken. Es lassen sich aber auch Bilder in vielfältigen Stilen erstellen. Besonders spannend ist der “repeat” Modus, mit dem man kleine Kacheln generieren kann, die sich wie Fliesen zu einem großen Muster aneinanderlegen lassen. Dieses Format habe ich zum Beispiel in meinem letzten Blogpost genutzt, in dem ich darüber geschrieben habe, ob Vereine und andere Organisationen jetzt eine KI-Strategie brauchen. Auch die Grafiken in diesem Blogpost habe ich mit Midjourney erstellt.

Midjourney kommt übrigens nicht mit einer eigenen Nutzeroberfläche daher, sondern lässt sich über Discord nutzen.

Gelber Pfeil

Zusammenfassung

Preis: 8$ (es gibt zwar auch eine kostenlose Version, die würde ich aber nicht empfehlen)

Link: www.midjourney.com

ElevenLabs

Text-to-Speech gehört zu den alten Hasen von KI-Anwendungsfällen. Alles fing an mit dem Navigationssystem im Auto, das “Jetzt rechts abbiegen” erst dann vorgelesen hat, wenn man die Abfahrt schon verpasst hat. Es klang etwas blechern und unbetont. Nicht so bei ElevenLabs: Hier hat man die Möglichkeit einen eigenen Text einzugeben und bekommt diesen Text von verschiedensten KI-Stimmen vorgelesen.

So klingt dann zum Beispiel dieser Absatz gelesen vom Weihnachtsmann.

Gelber Pfeil

Zusammenfassung

Preis: für nicht kommerzielle Nutzung mit Zeichenbegrenzung

Link: elevenlabs.io

Suno.ai

Gleich vorab – ich habe noch keinen richtig guten Anwendungsfall für dieses Tool. Es macht aber unheimlich viel Spaß es auszuprobieren und die Songs haben teilweise Ohrwurmpotenzial.

Es geht um den Musikgenerator suno.ai. Eines der ersten Beispiele für die Nutzung von ChatGPT war es, sich Gedichte und Songtexte zu eigenen Themen schreiben zu lassen. Es macht aber gleich doppelt so viel Spaß, sich die Songs direkt anzuhören und mitsingen zu können. Genau das machen Musikgeneratoren wie suno.ai. Mit einem kurzen Prompt bekommt ihr ein Musikstück als mp3 und die passenden Lyrics dazu.

Ich habe es direkt für D3 – so geht digital ausprobiert

Was ist eure Meinung dazu? Besonders der zweite Teil gefällt mir schon echt gut.

Gelber Pfeil

Zusammenfassung

Preis: die kostenlose Version reicht vollkommen für den Spaß

Link: suno.ai

Bestehende Tools mit neuen KI-Funktionen

Ich schreibe gerne über Toolminimalismus und darüber, wie man nicht immer das glänzende neue Tool braucht (Shiny object syndrome). Das gilt natürlich auch für KI-Tools: Viele dieser Tools sind relativ neu und einige glitzernde KI-Tools nutzen unter der Haube nur die GPT-Schnittstellen von OpenAI. Es lohnt sich auch mal bei den Tools zu gucken, die man bereits nutzt: Canva bietet einen eigenen Bildgenerator, mit dem man nicht nur neue Bilder erstellen, sondern auch bestehende Fotos retuschieren, erweitern oder den Hintergrund von ihnen entfernen kann. Auch in den Google Workspace Anwendungen werden immer mehr KI-Funktionen eingebaut und selbst Paint ist in der neuesten Version nicht mehr vor KI-Funktionen sicher.

ChatGPT ist der Generalist unter den KI-Tools, es kann vieles – nichts davon aber “besonders gut”. Ich bin davon überzeugt, dass wir bald mehr und mehr spezifische Tools benutzen werden, die uns bei besonderen Aufgaben die Arbeit erleichtern. Ob Midjourney zum Generieren von Bildern, DeepL Write zum Korrigieren von Texten oder suno.ai zum Schreiben von ganzen Songs: Die Zeit von one-tool-fits-all KI-Anwendungen ist vorbei.

Welche speziellen KI-Anwendungen nutzt ihr? Welche habt ihr ausprobiert und schnell wieder verworfen? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren.

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