Die einen haben ihre Webseite überarbeitet, die anderen mit digitalen Tools ihre interne Zusammenarbeit und Kommunikation neu aufgestellt. Die nächsten haben eine Strategie für ihre Social-Media-Arbeit entwickelt und manche CRM-ähnliche Datenbanken implementiert, mit denen Kontakte und Mitglieder einfacher verwaltet werden oder das Fundraising und Wissensmanagement erleichtert wird.
Das ist nur eine kleine Auswahl der Ergebnisse, die im Rahmen von Die Verantwortlichen #Digital (DV#D) entstanden sind. 28 Organisationen haben hier – begleitet vom Programm-Team bei der Akademie für Ehrenamtlichkeit und externen Berater:innen, finanziell unterstützt durch ein Umsetzungs- und Weiterbildungsbudget – eine Digitalstrategie erarbeitet. Noch vor der Pandemie war das von der Robert Bosch Stiftung und dem Bundesinnenministerium (BMI) geförderte Projekt gestartet. Jetzt ist es nach drei Jahren Förderzeit ausgelaufen.
Projektleiterin Susanne Saliger hätte DV#D gerne fortgeführt. „Der Bedarf ist da und er ist hoch“, sagt sie. „Eine Verstetigung wäre gut gewesen.“ Das ist die Crux in der deutschen Förderlandschaft. Die Förderstrukturen sind selten auf Langlebig- und Nachhaltigkeit aus. Zum Projektende haben Susanne Saliger und ihr Team daran gearbeitet, die Früchte von DV#D zusammenzutragen und zugänglich zu machen. Denn: Die Wirkung soll nicht verpuffen.
DV#D hat Susannes Blick auf Digitalstrategien verändert. Eine Digitalstrategie, glaubt sie heute, kann nicht unabhängig von der strategischen Organisationsentwicklung betrachtet werden. Sie hat mehr zum Ziel als die Einführung eines Tools und berührt immer auch andere Felder der Organisationsentwicklung.
Wer eine Digitalstrategie entwickeln will, der fragt: Wo wollen wir in 5 Jahren sein und wie kann uns Digitalisierung helfen, das Ziel zu erreichen?
Digitalstrategie – Menschen vor Technik
„Digitalstrategie klingt immer sehr technologisch“, sagt Susanne Saliger. „Eine wichtige Erkenntnis ist jedoch, dass sie mehr mit Menschen zu hat, als viele vermuten.“ Zu dieser Einsicht ist auch Magdalena Bork gekommen, die für ZiviZ im Stifterverband das Projekt federführend wissenschaftlich begleitet hat.
Im D3-Interview 2021 betonte sie: „Es geht viel um Offenheit für Veränderung. Wie wichtig das Mindset ist und die Haltung, die eine Organisation Digitalisierung gegenüber einnimmt, hatte ich etwas unterschätzt.“ Das unterstreicht auch der Leitfaden, der nach dem ersten Durchlauf von DV#D entstanden ist und Organisationen einen Einblick in die klassischen Phasen von Transformationsprozessen und in die Erfahrung der ersten 14 teilnehmenden Non-Profits gibt.
Bei einem D3-Meet-up berichtete Nina Noenen vom Digitalstrategie-Prozess der Niedersächsischen Kinderturnstiftung im Rahmen von DV#D
Die Autor:innen empfehlen: „Bauen Sie Hemmschwellen ab, sammeln Sie Erfahrungen in Pilotprojekten, experimentieren Sie und schaffen Sie Berührungspunkte mit Menschen und Organisationen, die den Weg, den Sie gehen wollen, bereits beschritten haben. Viele stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Gegenseitige Tipps und Anregungen sind oftmals sehr hilfreich.“
Das Projekt DV#D hat diesen Raum zum Experimentieren geboten. Denn im Alltag von zivilgesellschaftlichen Organisationen ist oft wenig Zeit, den Kopf aus der Projektarbeit zu strecken. Da hilft es sehr, wenn jemand von Außen ein Gerüst, einen Fahrplan und Beratung anbietet, in regelmäßigen jour fixes nachhakt und die Möglichkeit schafft, sich mit anderen auszutauschen.
Geteilte Erkenntnisse – so unterstützt DV#D auch in Zukunft Organisationen beim digitalen Wandel
Der Leitfaden „Den digitalen Wandel in zivilgesellschaftlichen Organisationen aktiv gestalten“ ist nicht das einzige Medium, das Erkenntnisse aus dem Projekt auch jenen Organisationen, die nicht teilnehmen konnten, vermittelt und den Einstieg sowie die Umsetzung einer Digitalstrategie erleichtert. Auch ein Self-Assessment-Tool, eine Art Test, der Aufschluss über die Digitalisierungsreife von Organisationen gibt, ist in Zusammenarbeit mit ZiviZ entstanden. Zudem hat das DV#D-Team eine Toolbox mit Methoden entlang der Phasen des Leitfadens erarbeitet, die helfen, den Prozess zu planen, zu initiieren und zu etablieren.
Eine Anlaufstelle für all jene, die sich mit dem Thema beschäftigen und Tipps für die Umsetzung suchen, soll die Webseite des Projektes werden. Neben dem Leitfaden, der Toolbox und dem Self-Assessment-Tool werden die 28 Organisationen und ihre digitalen Projekte vorgestellt. „Es war uns wichtig, zu zeigen, was entstehen kann, wenn sich Organisationen auf den Weg machen“, sagt Susanne Saliger.
Die Erfahrungen greifbar macht auch das Format Digi-Talk. Im kompakten Gespräch erzählen fünf Teilnehmer:innen, was sie von DV#D mitnehmen und wie sie den Prozess erlebt haben. Auf der Webseite werden zudem Aufzeichnungen von Webinaren sowie dem Barcamp angeboten, mit denen das Team das Projekt bereits im Förderzeitraum punktuell geöffnet hatte.
Alle Links noch einmal im Überblick
Die Frage, ob DV#D ein erfolgreiches Projekt war, beantwortet Susanne Saliger mit einem klaren Ja. „Was das Projekt so besonders gemacht hat, ist die Kombi aus Organisations- und Führungskräfteentwicklung. Mit dem Projekt haben wir jeweils zwei Mitarbeiter:innen aus 28 Organisationen befähigt, Verantwortung zu übernehmen und ihr Selbstbewusstsein gefördert. Allem Veränderungs- und Wachstumsschmerz zum Trotz, hat das Projekt in den Organisationen vieles vereinfacht.“
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