Wie HumHub zum zentralen Tool der AWO Kreisverband Bielefeld wurde

Wie können wir Begegnung und Zusammenarbeit in den digitalen Raum verlegen? Vor dieser Frage standen Imke Meyer und Stefan Zollondz im Frühjahr 2020. Die Pandemie legte die Quartiersarbeit bei der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Bielefeld e.V. von einem Tag auf den anderen lahm – unsere Sprechstunde Plötzlich Digital brachte eine zündende Idee. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Foto von Imke Meyer und Stefan Zollondz von der AWO Kreisverband Bielefeld, die HumHub in ihre ARbeit implementiert haben.

Mit Beginn der Pandemie war unsere normale Arbeit nicht mehr möglich. Die Quartiersarbeit basiert klassischerweise auf persönlichen Kontakten und bei der AWO Kreisverband Bielefeld beschränkte sich die digitale Kommunikation intern bis Corona auf E-Mails und die Webseite.

Wir beide haben uns im Frühjahr 2020 zusammengesetzt und einen Notfallplan für unsere Kolleg:innen und die Ehrenamtlichen im Quartier erstellt. Damit wollten wir aufzeigen, was jetzt noch geht: Wie man vom Messenger bis zum E-Mailverteiler digital in Kontakt bleiben und Austausch ermöglichen kann. Die Resonanz war sehr positiv. In einem zweiten Schritt haben wir überlegt, wie wir Quartiersarbeit möglich machen können. Die Frage war, wie wir Begegnung und Zusammenarbeit in den digitalen Raum verlegen und möglichst viele digital abholen und erreichen können.

Vorbereitung

In den ersten Wochen haben wir an jeder Plötzlich Digital-Session von D3 teilgenommen. Als dann Uli Sailer Anfang Mai HumHub vorstellte, dachten wir: „Okay, das brauchen wir nicht.“ Wir haben uns die Session dann etwas später jedoch doch noch über Youtube angeguckt, mehr der Vollständigkeit halber. Nach zehn Minuten haben wir uns angeschaut und dachten beide: „Das brauchen wir doch!“

Unmittelbar überzeugt hat uns, dass man mit HumHub in kontaktarmen Zeiten Menschen ansprechen kann, die sich digital austauschen wollen und die wir analog vielleicht nicht gewinnen würden. HumHub, mit seinen öffentlichen und geschlossenen Räumen, erschien zudem übersichtlich, etwas eingegrenzt. In den Spaces kann man die Menschen treffen, die auch in Präsenz da wären. Das Tool ist leicht zu bedienen, es ermöglicht Austausch, aber auch Zusammenarbeit, es kann als digitale Dokumentenablage und für Videokonferenzen genutzt werden. Wir haben HumHub dann getestet und wussten sehr schnell: Das ist es.

Was ist HumHub? Die ganze Aufzeichnung der Plötzlich digital-Sprechstunde zum OpenSource-Tool könnt ihr euch hier anschauen – und als Bericht nachlesen.

Für unsere zukünftigen Sprechstunden könnt ihr euch hier anmelden.

Die Expedition beginnt

Noch im Mai 2020 haben wir HumHub über den Hosting-Dienstleister der AWO Kreisverband Bielefeld eingerichtet. Am Anfang war unser Job, das HumHub einzurichten, ein Design und eine Struktur anzulegen, und alles in kleine Häppchen zu verpacken. Wir wollten, dass schon etwas da ist, bevor wir auf die ersten Projekte zugehen und sie eigene Räume eröffnen. Dafür haben wir uns überlegt: Wer hat welche Rechte? Was können alle sehen? Wie bewegen sich die Mitglieder durch das Tool? Wir haben uns immer wieder in die Lage der Nutzer:innen versetzt und geschaut, wo es haken könnte. In kleinen Tutorials haben wir Erste-Hilfe-Fragen beantwortet und die Möglichkeiten von HumHub aufgezeigt.

Im Juni sind wir an den Start gegangen. Das erste Projekt, das wir für HumHub gewannen, war eine Fahrradgruppe bestehend aus 15 Männern zwischen 50 und 65. Eigentlich haben sie mit Computern nicht viel am Hut, die wollen schrauben. Doch während des ersten Lockdowns hatte der Projektleiter den Bedarf an einer digitalen Ablage gespürt und sein Team motiviert, HumHub gemeinsam auszuprobieren. Ein wichtiges Argument war der Datenschutz. Die Fahrradgruppe nutzt das Tool seitdem intern, um etwa Verträge, Verleih-Informationen und Fotos abzulegen oder um gemeinsam zu arbeiten, und nach außen, um über ihr Angebot zu informieren.

Unser Lehrgeld zu Beginn waren die hohen Begleitzeiten. So ein Projekt ist sehr zeitaufwendig, es läuft nicht von allein. Wie eng man die Menschen an die Hand nimmt, entscheidet darüber, wie gut es läuft. Nicht alle denken digital. Wir haben kleine Erfolge immer wieder sichtbar gemacht, zum Liken und austauschen animiert und nachjustiert, wenn es Probleme gab oder beispielsweise die Termine eines Projektes unnötigerweise öffentlich einsehbar waren.

Sommer 2020

Noch im Juni haben wir den Vorstand für das HumHub begeistern können. Auch auf dieser Ebene stellte sich die AWO Kreisverband Bielefeld die Frage, was wir brauchen, um die Digitalisierung voranzubringen? Das HumHub bietet für die Zusammenarbeit der AWO-Mitarbeiter:innen viele Vorteile und sollte vielfältig zum Einsatz kommen.

Über den Sommer haben wir das HumHub aktiv beworben. In kleinen Runden mit Beamer haben wir es den Kolleg:innen aus der Quartiersarbeit, aber auch den Ehren- und Hauptamtlichen aus den Projekten persönlich vorgestellt. Allmählich kamen weitere Gruppen hinzu, das HumHub wuchs. Erste hybride Veranstaltungen wurden mithilfe des Tools organisiert, Kolleg:innen begannen, in geschlossenen Räumen gemeinsam an etwa Förderanträgen zu arbeiten.

Die Räume werden von uns, den Admins, angelegt und können auch nur temporär genutzt werden. Dadurch ist in unserem HumHub Dynamik drin. Bis September wurden an die zwanzig Projekträume eröffnet.

Wie eng man die Menschen an die Hand nimmt, entscheidet darüber, wie gut es läuft. Nicht alle denken digital.

Herbst 2020 bis Winter 2020/2021

Mit dem Lockdown im Herbst kam richtig Traffic rein. Die Gruppen, die wie die Fahrradgruppe schon einen Raum und sich mit HumHub angefreundet hatten, konnten das Tool jetzt richtig gut nutzen. Viele Räume kamen hinzu. Auch für die Arbeit in den Quartieren wurde das HumHub mehr und mehr genutzt. Zum Beispiel nutzen die Ehrenamtlichen der Hausaufgaben-Hilfe für geflüchtete Kinder einen Workspace, um Informationen zu bündeln. Hier fungiert das HumHub als thematischer Wissensspeicher. An anderer Stelle unterstützt das Tool den Projekttransfer. Ein Begegnungszentrum hatte eine Briefaktion für Senioren gestartet, andere Projekte haben sich angeschlossen, mehr Menschen wurden erreicht. Das finden wir richtig toll.

Im Winter wurden andere Akteure in der Stadt auf unsere Plattform-Lösung aufmerksam. Plötzlich hatte die AWO Kreisverband Bielefeld den Ruf des Vorreiters in Sachen Digitalisierung. Dabei haben auch wir nur eine gute Idee aufgegriffen und das Rad nicht neu erfunden. Anfang 2021 wurden wir eingeladen, das HumHub unter anderem beim Amt für integrierte Sozialplanung vorzustellen. Inzwischen wird ein Konzept für ein Bielefeld-weites HumHub erarbeitet. Dieser Projekttransfer begeistert uns sehr.

Frühling 2021 und Ausblick

Inzwischen arbeiten im HumHub 17 Projekte in 60 Räumen. Im zentralen Plenum des HumHub sind mittlerweile fast 160 Menschen aktiv, die sich über ihre eigenen Spaces hinaus miteinander vernetzten und austauschen. Wir haben vor, das HumHub weiter zum zentralen Tool für die AWO Kreisverband Bielefeld auszubauen. Neben einer studentischen Hilfskraft, die uns seit letztem Sommer unterstützt, konnten wir dank einer Förderung eine Kollegin einstellen. Sie wird uns helfen, das Projekt weiter voranzubringen und mehr Menschen zu erreichen. Ein Herzensanliegen ist, dass das HumHub auch über Corona hinaus als gutes Tool wahrgenommen und genutzt wird. Ergänzend zu den Treffen und Veranstaltungen, die bald wieder möglich sein werden.

In unserem HumHub steckt viel Potenzial. Es baut Brücken, es ist ein Vernetzungs-, Arbeits- und Kommunikationstool für uns Mitarbeiter:innen sowie für die Ehrenamtlichen. Gleichzeitig ist es eine Plattform, über die die Projekte sichtbarer für die Öffentlichkeit werden und die anderen Akteuren die Möglichkeit bietet, anzudocken. Jetzt, wo wir darüber reden, sind wir selber ganz erstaunt, wie sich das Projekt entwickelt hat.

Creative Commons License

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International Lizenz.

Inspiration gesucht? Alle Plötzlich digital-Ausgaben könnt ihr hier nachschauen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr Beiträge aus dem Magazin

D3 – so geht digital ist ein Projekt der     gefördert durch  Logo DSEE