CO2 im digitalen Arbeitsalltag killen!

Was gewinnt eine Organisation, wenn sie ihren digitalen CO2-Fußabdruck versteht, ihn aufdecken und senken will? Hier eröffnen sich gleich mehrere Chancen, die über das Ziel des aktiven Klimaschutzes hinaus gehen. In diesem Beitrag verrät Susanne Grohs-v. Reichenbach Insights, Lösungsansätze und hilfreiche Sofort-Tipps.

Der Bildausschnitt zeigt die Hände einer Frau die ein Handy bedienen, vor ihr steht ein Laptop aufgeklappt zur Nutzung.

Foto: Firmbee auf Pixabay

Wer sich Gedanken über die Zukunft in einer digitalisierten Welt macht, kann ein Wechselbad der Gefühle erleben, wie diese Zitate zeigen: „Bis zu 46 Prozent der notwendigen CO2-Einsparungen kann eine starke nachhaltige Digitalisierung von Industrieprozessen (…) zum Erreichen der deutschen Klimaziele beitragen.“ (Yvonne Zwick, B.A.U.M. insights, Digitalisierung und Nachhaltigkeit 3/2022).

Ganz anders diese Perspektive: „Wenn wir die Digitalisierung unverändert fortsetzen, wird sie zum Brandbeschleuniger für die ökologischen und sozialen Krisen unseres Planeten.“ (Pressemitteilung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze). Digitale Technologien bergen Chancen und Risiken. Diese Widersprüchlichkeit treibt so manchen Nutzer:innen Sorgenfalten auf die Stirn, auch im digitalen Arbeitsalltag.

Also: Warum nicht Digitalisierung und Nachhaltigkeit konsequent zusammenbringen?

Die Digitalisierung von Prozessen in der öffentlichen Hand und in zivilgesellschaftlichen Organisationen muss sich auch an der Frage messen lassen, wie nachhaltig diese ist. Einfach hoffen, dass sich die digitale Transformation „irgendwie“ ökologisch entwickelt? Damit geben sich viele Beteiligte nicht zufrieden:

Ob Corporate Social Responsibility-Manager:innen, Geschäftsleitungen, IT-Fachleute oder umweltinteressierte Kolleg:innen: Sie krempeln zunehmend die Ärmel auf und übernehmen Verantwortung für nachhaltige Digitalisierung.

Gelber Pfeil

Der digitale CO2-Fußabdruck der Mitarbeitenden spielt eine große Rolle.

Sie alle haben tagtäglich viele Möglichkeiten, aktiven Klimaschutz zu betreiben. Wie genau, ist vielen jedoch nicht klar. Daher findet ihr vor allem in Teil 2 dieser Serie (erscheint in Kürze) konkrete Tipps, mit denen ihr selbst sofort unnötiges CO2 ohne Verzicht aus dem eigenen digitalen Leben verbannen können. Aber der Reihe nach:  

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem digitalen CO2-Fußabdruck?

Diese Fragen hat sich Think Digital Green vorgeknöpft, damit wir selbst zum Teil der Lösung werden können und ganz praktisch handeln können.

Schon heute verursachen Herstellung und Nutzung digitaler Technik pro Person und Jahr in Deutschland mindestens 0,85 Tonnen (t) CO2.

Nur eine abstrakte Zahl? Zur Einordung hilft dieser Vergleich weiter:

  • Durch Alltagsmobilität entstehen ca. 1,61 t CO2, für Nahrung 1,75 t CO2 pro Person und Jahr.
  • Gesamt gesehen ist der CO2-Fußabdruck in Deutschland im Durchschnitt mit 12 t CO2 pro Jahr 6x höher, als es für die Einhaltung des 1,5 Grad-Klimaziels sein dürfte.
  • Um dieses zu erreichen, dürften pro Person und Jahr die Emissionen nur 2 t CO2 betragen.

    (Quellen: Öko-Institut 2019, UBA 2020)

Das Auseinanderklaffen dieser Zahlen tut richtig weh. Dass immer mehr Geräte, Rechenleistung, digitale Services und Infrastruktur mitsamt rasant steigendem Datenvolumen eingesetzt werden, ist schon länger bekannt. Und: Es hat massive Auswirkungen auf den Energieverbrauch und das Leben unsere Mitgeschöpfe. Anhand dieser nackten Zahlen wird eins sofort erkennbar: Organisationen, die digital und nachhaltig integrieren, heben ein mächtiges Potenzial zur Vermeidung von Emissionen.

Wo kommt der Fußabdruck her? Daten haben eine materielle Seite.

Ein Beispiel deckt diese Seite auf. Schnell nach einem Förderprogramm im Netz suchen, einen Fachbegriff „googeln“: Das ist Alltag für viele von uns.

Doch was passiert dabei hinter dem Display bei der Datenkommunikation? Die Suchanfrage setzt eine Maschinerie in Gang, die u.a. aus Router, Netzwerken, (Untersee-)Kabeln, Servern, Rechenzentren und unserem Endgerät besteht. Der Energieverbrauch des komplexen Systems führt zum CO2-Fußabdruck bei der Reise der Daten durch die Infrastruktur.

Beispiel Internet-Suchanfrage, Darstellung von Think Digital Green® unter Verwendung einer Grafik aus Tim Frick, Designing for Sustainability: A Guide to Building Greener Digital Products and Services (2016)

Wie wird der digitale CO2-Fußabdruck kleiner?

Die gute Nachricht ist: Wer sich jetzt besorgt fragt, wie die Emissionen beim E-Mailen oder Streamen aussehen und vor allem, wie sie gesenkt werden können, findet ganz einfach Antworten beim Think Digital Green CO2 Calculator. Er basiert auf einem wissenschaftlichen konsistenten Modell, mit dem die undurchsichtigen Energieverbräuche und ihre Verringerung eingeschätzt und vergleichbar gemacht werden können. Think Digital Green leuchtet quasi mit der Taschenlampe auf CO2-Emissionen, die bei der Nutzung von digitalen Anwendungen entstehen.

Ganz klar: Dabei geht es nicht um Verzicht oder nerdiges Fachwissen. Dienste wie Mailen, Streamen oder Video-Konferenzen können schon jetzt klimafreundlicher genutzt werden, indem die Nutzung etwas angepasst wird.

Ein Beispiel für großes Klimaschutz-Potenzial: Video-Calls

Eine Stunde Video-Konferenz kann bis zu 250 g CO2 pro Stunde verursachen. Der Grund: Bilddaten zu übertragen ist energieintensiv. Wird die Kamera nicht automatisch, sondern vor allem dann eingesetzt, wenn dies sinnvoll ist, spart man bis zu 94 % CO2.

Fünf Chancen für Organisationen, die ihre Mitarbeitenden einladen, digital und nachhaltig zu verbinden:

  • Die messbare Senkung des CO2-Fußabdrucks von digitalen Anwendungen trägt zu den Klimazielen bei, glaubwürdig und ohne Green-Washing.
  • Es ist ein Beitrag zur Umsetzung der UN-Sustainable Development Goals (z.B. Ziel 13, Maßnahmen zum Klimaschutz).
  • Alle Mitarbeiter:innen können sofort beitragen – auch im Home Office.
  • Motivation und Identifiktion: Ein Arbeitgeber, der Nachhaltigkeit aktiv vorantreibt.
  • IT- und Energie-Kosten lassen sich einsparen.

Treibt euch der steigende Energiehunger des Internets spätestens jetzt auch um? Damit steht er nicht alleine da, so geht es 85 % der User. Wir von Think Digital Green möchten Mut machen. In unseren Workshops zeigen wir:

Bis zu 75 % des CO2 im digitalen Alltag sind vermeidbar. Dieser verursacht pro Jahr bei normaler Nutzung gut eine Tonne CO2 pro Person.

Was bringt aber nun die besten Einsparmöglichkeiten für Energie und Treibhausgas? Im Teil 2 dieser Serie erfahrt ihr einen kleinen Hack und drei konkrete Einsparmöglichkeiten für CO2 im digitalen Alltag und klimabewussteres digitales Arbeiten. Außerdem: Ein Blitzlicht zum Thema auf die Politik und weitere hilfreiche Infos.

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