Was 2020 plötzlich geht? Sich morgens spontan für eine Teilnahme an der re:publica entscheiden, oder sich jetzt noch für den digitalen Digital Social Summit anmelden. Viele Veranstaltungen sind in der Corona-Krise leichter zugänglich geworden.
Aber auch im digitalen Raum gibt es Barrieren, und die sind für Organisator:innen oft noch viel unsichtbarer als im physischen Raum. In der achten Ausgabe von #PlötzlichDigital hat uns Lilian Masuhr von der SOZIALHELDEN-Akademie praktische Tipps und Tools für ein barriereärmeres Internet – und barrierefreie Workshops gezeigt.
Wie kann ich auch Vielfalt bei meinen Referent:innen herstellen? Wie sieht für alle nutzbares Design aus? Welche Anforderungen an die Navigation gibt es? Wie funktionieren Untertitel und Gebärdensprache, wo kommen Screenreader zum Einsatz – und vieles mehr.
Hier findet ihr den Mitschnitt. Falls ihr euch wundert, warum Lilian manchmal kurze Pausen macht oder langsam spricht: Nicht zu sehen ist aus vertraglichen Gründen die Live-Gebärdendolmetschung der Sprechstunde.
Eure erste Frage: Wer spricht?
Barrierearmut und Inklusion beginnt schon viel früher als bei der Ausgestaltung von Räumen: Bei der Sprecher:innenauswahl. Wer spricht? Reden Nicht-Betroffene über Betroffene (zum Beispiel ein All-Male-Panel bei einer Konferenz über die christliche Frau)? Reden Betroffene über sich und ihre Betroffenheit, z.B. Behinderung? Oder fragt man diese Personen auch zu fachlicher Expertise und Einschätzungen zu ganz anderen Themen an?
Wenn man die letzten beiden Fragen für sich mit Ja beantwortet hat, gibt es Datenbanken, die euch eine Vielzahl toller Redner:innen vorstellen, z.B.:
Weitere Links, Tipps und Antworten auf eure Fragen
Ein paar Fragen, die aus Zeitgründen offen geblieben sind, hat Lilian im Nachgang noch beantwortet.
Geht barrierefreie PDF Erstellung auch mit Adobe?
Ja, mit Adobe Indesign kann man barrierefreie PDFs erstellen, es erfordert nur einige Kenntnisse. Mit dem Adobe Reader geht es nicht. Mit Adobe Acrobat pro kann man Sachen optimieren, auch die Barrierefreiheit.
Wichtig ist aber, dass das Dokument möglichst in der Entstehung barrierefrei angelegt wird, es ist viel schwerer, es im Nachgang barrierefrei zu machen. Übrigens kann man auch mit Word ziemlich barrierefreie PDFs erstellen, aber auch da gibt es einiges zu beachten.
Grundlegender Hinweis: PDFs sollten im Grunde sparsam verwendet werden, eine barrierefreie Website ist besser/anpassbarer als ein PDF. Also Infos nicht in PDFs packen, wenn sie genauso gut auf der Website stehen könnten.
Text transkribieren
Da gibt es mehrere Methoden. Zum Beispiel manuell aufzuschreiben: also zuhören und gleichzeitig aufschreiben. Hier hilft evtl. das Werkzeug oTranscribe. Als kostenpflichtigen Service für die Transkription von Audios und Videos gibt es z.B. https://trint.com/ und Amberscript. Bei Amberscript erhaltet ihr wie bei YouTube anschließend eine srt-Datei mit Untertiteln zum Herunterladen (und wieder Hochladen für die Synchronisation mit dem Video). Wie das geht, erfahrt ihr im Video der Sprechstunde.
Untertitel erstellen
Neben YouTube gibt es auch noch für kurze Videos und Bilder mit Audio das Programm Headliner.
Finanzierung Gebärdensprachdolmetscher:innen
Das geht z.B. über die Aktion Mensch: https://www.aktion-mensch.de/foerderung/foerderprogramme/lebensbereich-barrierefreiheit-mobilitaet/barrierefreiheit-fuer-alle.html
Videokonferenztools und Barrierefreiheit
Natürlich kommt es darauf an, um welche Barriere es sich dreht, wenn man ein Tool einschätzen will. Ein paar Erfahrungswerte und Tipps aus der Sprechstunde:
- Zoom: gute Ton- und Bildqualität (+ Lippen-/Gebärden lesen, reines Zuhören)
- Microsoft Teams: Screenreader kann PowerPoints auslesen/vorlesen
- Google Meet: einfache Bedienung, direkt aus dem Browser heraus.
- Skype: kann in Windows per Tastatur und auch als blinder Mensch genutzt werden
- Slack gilt als barrierefreies Chatprogramm, das sich gut mit Zoom kombinieren lässt.
- Eher schlecht davon gekommen im Barrierefreiheits-Test sind GoToMeeting und Jitsi
Ihr habt Fragen zu diesem oder einem anderen Sprechstunden-Thema?
Nicht umsonst war die erste digitale Sprechstunde zum Thema „Slack“: In einem eigenen Slack-Workspace könnt ihr auch vor und nach der Sprechstunde eure Fragen zu den jeweiligen Tools stellen und mit den ehrenamtlichen Expert:innen weiterdiskutieren. Ihr habt nach der Sprechstunde noch eine Frage, habt die Sitzung verpasst oder wollt für kommende Sprechstunden eure Fragen einbringen? Diskutiert mit uns:
Plötzlich digital. Die Sprechstunde
In Corona-Zeiten müssen viele soziale Organisationen plötzlich von 0 auf 100 ins mobile und dezentrale Arbeiten kommen. Dabei möchten wir euch helfen! Mit Plötzlich digital: Die Sprechstunde geben wir euch in den kommenden Wochen Freitags um 11 Uhr einen virtuellen Raum, um gemeinsam mit anderen etwas Neues kennenzulernen.
Nächste Sprechstunde: Am 29. Mai zeigt uns Clara Holler von der DKJS, wie Office 365 in eurer Organisation eingesetzt werden kann.
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Alle weiteren Sprechstunden zum Nachschauen
Mittlerweile gab es schon so viele Sprechstunden, dass wir nicht alle einzeln verlinken wollen. Die Übersicht über alle Mitschnitte gibt es hier:
Weitere Beiträge zum Thema Barrierefreiheit
Wir haben uns sehr gefreut, dass ein Test in dieser Sprechstunde ergab: so-geht-digital.de ist zu 90% barrierefrei – das ist ein sehr gutes Ergebnis! Ein paar Tipps, wie das gelingt.