Die Verantwortlichen #digital ist ein Projekt der Akademie für Ehrenamtlichkeit. Im Rahmen des Projekts werden Verantwortliche aus zivilgesellschaftlichen Organisationen dabei unterstützt, für ihre Organisation eine eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Das Prinzip dahinter ist ganz einfach: Organisationen konnten sich auf zwei Förderrunden bewerben. Die ausgewählten Organisationen wurden durch professionelle Beratung von erfahrenen Coaches dabei unterstützt, den digitalen Wandel in den jeweiligen Organisationen von innen heraus strategisch und nachhaltig anzugehen, um fit für das „Neue Normal“ zu werden.
Zeit, das Gelernte in der sozial-digital Sphäre zu diskutieren: Auf dem digitalen Barcamp #DigitalStrategie am 6. Oktober wurden sinnvolle Herangehensweisen für die Digitalisierung sozialer Organisation besprochen, Best Practice-Ansätze vorgestellt sowie neue Trends an der Schnittstelle von Digitalisierung, Ehrenamt & Zivilgesellschaft präsentiert. Genau unser Thema, dachten wir bei D3! Wir sind virtuell vorbeigefahren – und halten Geschehenes hier in der Rückschau fest.
Ein kleiner Einschub an dieser Stelle…
… für alle, die mehr zum Thema Digitalstrategien erfahren möchten. In den vergangenen Monaten haben wir in verschiedensten Artikeln die Erarbeitung von Digitalstrategien verschiedener Organisationen und das Programm der Verantwortlichen #digital vorgestellt. Mit dabei: Erfahrungsberichte von Menschen, die das Programm durchlaufen haben, wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Digitalstrategien, Logbücher, Tipps & Tricks zum Nachmachen, und und und… Interesse? Die ganze Serie könnt ihr hier nachlesen!
Aber zurück zum Barcamp
Ein Barcamp ist eine sogenannte Unkonferenz. Das bedeutet, dass versucht wird, die harte Zweiteilung zwischen Teilnehmenden und Referierenden, zwischen Publikum und Bühne aufzubrechen. Hierarchien haben hier keinen Platz, es wird geduzt und sich gemeinsam hinter dem Ziel versammelt, Lösungen für die jeweiligen Herausforderungen zu finden. Zwar gibt es auch hier Menschen, die moderieren, ihre Projekte vorstellen und das „Mikro“ in der Hand haben, allerdings sind auch diejenigen ohne Moderationsverantwortung dazu angehalten, aktiv teilnehmen. Sessions können von allen eingereicht werden, sind kurz und knackige 45 Minuten lang – und weniger auf frontale Wissensvermittlung, sondern stärker auf Interaktion und Diskussion ausgelegt.
Sind Barcamps eigentlich ein analoges Format, wurden diese während der Pandemie auch in den digitalen Raum transferiert. Das klappt erstaunlich gut und wir können auch euch nur dazu anhalten, dieses Veranstaltungsformat auch auszuprobieren. Unserer Erfahrung nach gelingt es so besonders gut, alle Personen aktiv einzubinden, intensiven Wissensaustausch anzustoßen, neue Ideen und Projekte zu generieren und Kontakte zu knüpfen. Tipps für analoge Barcamps findet ihr im angehängten Artikel – falls ihr Anregungen für die Digitalvariante braucht, könnt ihr euch gerne bei uns melden!
Nun aber zum Inhaltlichen
Was uns auf dem Barcamp als erstes auffällt: Viele bekannte Gesichter, deren Tipps & Geschichten wir u.a. bereits im D3-Magazin festgehalten haben! Insa Heinemann von der Braunschweigischen Stiftung stellt ihren Weg zur Digitalstrategie vor, Level up-Coachin Jana Piske diskutiert zu New Work. Eine Gruppe bekannter Gesichter aus Akademie für Ehrenamtlichkeit, DAKU, DSEE und Heldenrat stellt den neu erarbeiteten Code of Good (Beratungs-)Practice zur Diskussion vor, der DAKU Dachverband der Kulturfördervereine beleuchtet die Genese des „Digitalen Werkzeugkasten für Kulturfördervereine“ und viel mehr. Außerdem als Sessiongeber mit dabei: Akteure wie die Stiftung Datenschutz, der TSV Bergedorf als Alumnus der Verantwortlichen #digital oder helpteers mit ihrer neuen, Beratung vermittelnden Plattform changius.com.
Ein paar kleine Eindrücke zu verschiedenen Sessions des Barcamps #Digitalstrategie kriegt ihr auf den drei kleinen Bildchen. In Textform haben wir unten anschließend unsere Highlights zusammengefasst.
So geht gute Beratung
Spätestens durch Corona standen soziale Organisationen plötzlich vor großem Digitalisierungsdruck. Professionelle Berater:innen, gemeinnützig oder wirtschaftlich orientiert, können bei dem viele Facetten umfassenden Prozess helfen. Davon gibt’s auch ganz schön viele. Zeit, sich mal Gedanken zu machen, wie gute, also konstruktive, aber auch wertorientierte Digitalisierungsberatung im zivilgesellschaftlichen Bereich eigentlich aussehen sollte. Es geht weniger nur um Technik und Tools, sondern vor allem um die richtige Haltung im Beratungsprozess, finden Susanne Saliger von der Akademie für Ehrenamtlichkeit, André Riemer von der Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement und Ulrike Petzold vom Dachverband der Kulturfördervereine., die in der Session den Code vorstellen.
Gemeinsam mit anderen Organisationen wie der bagfa, dem betterplace lab, dem BBE, der Stiftung Bürgermut, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband SH, Deutschland sicher im Netz, der Heldenrat GmbH, startsocial und ZiviZ haben sie einen Code of Good Practice geschrieben, der zentrale Beratungshaltungen festsetzt und sowohl als Qualitätskriterium als auch Vereinbarungsgrundlage zwischen Beratenden und Organisationen dienen kann. Den ersten Entwurf haben sie in der Session zur Diskussion gestellt und werden die überarbeitete Fassung bald veröffentlichen!
Anregungen, Feeback, Kritik? Schreibt sie gern in die Kommentare – und wir bringen sie in den Initiativkreis ein!
Die Inhalte der Session hat auch erzähl davon auf Twitter im Liveticker verbreitet. Einfach die Kommentare des angehängten Beitrags lesen, um genauer zu erfahren, was in der Session gesagt und diskutiert wurde!
New York? New Work!
Ein schon oft gehörter Satz: Der digitale Wandel hat nicht nur etwas mit technischen Aspekten, also Social Media, digitalem Kontaktmanagement oder den neuesten Laptops zu tun, sondern auch mit neuen Arbeitsformen und -kulturen. Wenn sich die Rahmenbedingungen um uns herum verändern, brauchen wir auch eine neue innere Haltung und Zusammenarbeit. Zentraler Teil jeder erfolgreichen Digitalstrategie muss also auch der Blick auf die internen organisatorisch-kollaborativen Abläufe sein. Ein Buzzword, das in diesem Zusammenhang immer öfter fällt: New Work – ein Sammelbegriff, mit dem verschiedene, meist alternative und neue Arbeitsmodelle und –formen in Zeiten der Digitalisierung umschrieben werden. Jana Piske lud in ihrer Session mit dem Titel „New Work im Ehrenamt – Welche neuen Formen der Zusammenarbeit funktionieren auch im Verein“ Befürwörter und New Work-Skeptiker dazu ein, gemeinsam zu diskutieren. Spannend!
Das Ausprobieren an neuen Arbeitskulturen wird auch uns weiterhin beschäftigen. Ihr sucht auch Inspiration und Denkanstöße? Über agiles und hybrides Arbeiten haben wir uns hier im Magazin bereits Gedanken gemacht, sind damit aber noch lange nicht am Ende. Stay tuned!
Die besten Open Source-Tools
Jede Digitalstrategie geht automatisch auch mit der Auswahl der richtigen Tools einher. Wäre es dann nicht schön, wenn diese Anwendungen auch ethisch gut, also datenschutzfreundlich, transparent, offen und für alle zugänglich sind? Wir finden, ja, und haben vor einiger Zeit 6 Prinzipien für gute Software in einem Papier festgehalten.
Jeremias vom noch jungen Verein Local-IT richtete in seiner Session den Blick ebenfalls gen Open Source. In Kleingruppen haben dabei rund 20 Teilnehmende die ihrer Meinung nach besten Open Source-Tools in verschiedenen Themenbereichen gesammelt. Die Ergebnisse könnt ihr im unten angefügten und verlinkten Kanban-Board betrachten. Learnings aus der Session & weiterführende Gedanken von uns: Es gibt viele Open Source-Tools, die allerdings oft in ihrer installation nicht ganz so einfach sind – und deswegen nicht zum Einsatz kommen. Gute Softwarequalität wird umso wichtiger, je gesellschaftsbezogener ihr Einsatz ist. Open Source ist oft nicht so nutzer:innenfreundlich wie proprietäre Software, da die Entwicklungsteams kleiner sind und oft ehrenamtlich arbeiten. Hier ist finanzielle Unterstützung gefragt. Wie könnte also eine open source-freundliche(re) Förderlandschaft aussehen?
So entwickelt und gestaltet ihr Digitalstrategien
In der letzten Sessionrunde fand das eigentliche Highlight statt. Die Verantwortlichen #digital haben, aufbauend auf den Erkenntnissen ihres Projekts, einen Leitfaden erstellt. Mit den Inhalten der wissenschaftlichen Begleitung durch ZiviZ im Stifterverband wurde er im März 2021 veröffentlicht. Dieser fasst Do’s und Dont’s der Digitalstrategie, also der innerorganisationalen Digitalisierung sozialer Organisationen fest. Rund 25 Teilnehmende haben sich die Präsentation angehört – zentrale Inhalte haben wir jedoch auch hier für euch aufgeschrieben.
Zentrale Gelingenskriterien für Digitalisierungsprozesse gibt es einige. So zum Beispiel:
- Seid euch bewusst, dass Digitalisierung in erster Linie auf Organisationsentwicklung und menschliche Aspekte abzielt – und weniger eine rein technische Frage ist.
- Wählt Personen aus, die eure Digitalstrategie aktiv vorantreiben.
- Inspiriert euch durch den Blick auf das Vorgehen anderer Organisationen! Traut euch Neues zu – und etabliert eine positive Fehlerkultur für den Veränderungsprozess.
Außerdem fasst der Leitfaden 5 Schritte für Digitalstrategien, also die fünf wesentlichen Phasen, die eine Organisation in einem Veränderungsprozess zur Digitalisierung durchläuft, zusammen. Zu jeder Phase gibt es im Leitfaden auch eine Checkliste, die euch dabei hilft, die richtigen Schritte zu den richtigen Zeitpunkten zu gehen.Falls ihr die Inhalte nachvollziehen möchtet – und Inspiration und Unterstützung für eure Digitalstrategie sucht:
Hört sich interessant an?
Soviel als Schlaglicht auf vier Sessions der Veranstaltung. Natürlich gab’s noch mehr, zu denen hier jetzt nichts steht. Das ist jedoch kein Problem. Zumindest kein großes. Alle Inputs der Sessiongebenden wurden aufgenommen – und werden hier, sobald sie veröffentlicht sind, verlinkt.
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